Porsche-Schlepper
Firmeninfo Porsche Schlepper
Ferdinand Porsche hatte das, was man ein universelles technisches Gefühl nennen kann. Er beschränkte sich nicht auf irgendein Spezialgebiet, sondern befasste sich mit allen mechanischen Fortbewegungsmitteln. Auf der einen Seite stehen die berühmten Rennwagen: der Austro- Daimler, der Mercedes SSK, der 16 Zylinder Auto Union oder die legendären Porsche-Sportwagen, auf der anderen Seite stehen viele volkstümliche Konstruktionen, eine Krönung ist sicher der Volkswagen „Käfer“.
So wie der Volkswagen nicht nur den Reichen und Bevorrechtigten gehören sollte, so sollte auch ein „Volksschlepper“ für alle da sein. Eine einfache, robuste und zuverlässige Zugmaschine, die dem Bauern das Pferd und den Ochsen ersetzte.
Schon im Jahr 1915 arbeitete Ferdinand Porsche bei Austro-Daimler an einem „Pflugtraktor“ und an dem „Landwehr-Train“, eine Zugmaschine mit Benzinmotor und einer Reihe von Anhängern mit Elektroantrieb. 1937 begann die Entwicklung und der Bau einiger Prototypen des „Volksschleppers“. Dieses Projekt, eine Art Parallele zum Volkswagenwerk, sollte es ermöglichen, die Motorisierung in der Landwirtschaft entscheidend voranzutreiben. Doch die Kriegslage zwang im Jahr 1941 die Pläne des „Volkstraktorwerks“ in Waldbröl bei Köln aufzugeben.
Nach dem zweiten Weltkrieg, im Jahr 1946, baute Porsches langjähriger Chefkonstrukteur Karl Rabe in Gmünd in Kärnten aus den Erfahrungen und den noch vorhandenen Bauteilen des von Ferdinand Porsche konstruierten Volksschleppers einen mit 20 PS Leistung und Vergasermotor angetriebenen Schlepper. In Brasilien, an der staatlichen Versuchsanstalt „IPANEMA“, wurde dieser Schlepper umfangreich getestet. Aufgrund der gewonnenen Erfahrungen wurde diese Maschine grundlegend überarbeitet und als „Dieselschlepper Typ 313 “ neu konstruiert. Er besitzt einen 4 Takt-Zweizylinder-Diesel-Motor mit Luftkühlung und 17 PS Dauerleistung. Ausstattungen wie Zapfwelle, Riemenscheibe, Mähantrieb, Anhängevorrichtung und eine Hebeeinrichtung für Anbaugeräte waren vorhanden.
Auch ein Einzylinder-Diesel-Kleinschlepper mit 8 PS Leistung (Typ 323) wurde für Gebirgs- und Weinbergbauern entwickelt und gebaut.
Der schwäbische Schlepperproduzent Allgaier in Uhingen übernahm auf Basis des Typ 313 die Lizenzproduktion der „Volksschlepper“. Als 1950 der erste Allgaier-Schlepper „System Porsche“ Modell AP 17 auf den Markt kam, wirkte das faszinierend auf die ganze Landwirtschaft. Durch viele technische Neuheiten, wie Luftkühlung, Leichtbauweise, ölhydraulische Kupplung und dem konkurrenzlosen Anschaffungspreis von 4450 DM waren die Auftragsbücher schnell gefüllt.
Mit einer modernen Schlepperbaureihe A111 bis A144 System Porsche behauptete sich Allgaier von 1953 bis Mitte der 50er Jahre die Spitzenposition auf dem Deutschen Schleppermarkt. Es wurden zusätzlich zum AP 17 vier weitere Schleppertypen mit 11, 22, 33 und 44 PS gebaut. Schon zu dieser Zeit arbeitete man das Programm nach einem Baukastensystem aus. Der kleine 11 PS Schlepper (Basis ist der Kleinschlepper Typ 323) war ein luftgekühlter Einzylinder, die nächstgrößeren Typen bekamen je einen Zylinder dazu, mit gleichen Kolben, Pleueln und Ventiltrieb. Man kann heute 80 Prozent aller Einzelteile unter den einzelnen Schleppertypen System Porsche austauschen. Nur die Getriebe, Achsen und Lenkung sind nicht bei allen Typen gleich. Mehr als 25 000 Schlepper mit dem Namen Allgaier System Porsche verließen bis 1955 die Werkshallen in Uhingen und Friedrichshafen. Der Schlepperbau bei Allgaier in Uhingen wurde zu Jahresende 1955 eingestellt.
1956 wurde die Allgaier Maschinenbau GmbH in die Porsche-Diesel-Motorenbau GmbH in Friedrichshafen am Bodensee umgewandelt. Die neue Firma, ein Unternehmen des Mannesmann-Konzerns, fertigte von dort an in den neu erstellten Produktionshallen Diesel-Motoren sowie Land- und Industriebaumaschinen.
Den von Porsche-Diesel gebauten Motoren lagen die Konstruktionserfahrungen von Ferdinand Porsche zugrunde. Mit der Entwicklungsstätte in Zuffenhausen bestand eine enge Zusammenarbeit. Die Schlepper haben ähnliche Typenbezeichnungen erhalten wie die Porsche-Sportwagen. Namen wie Junior, Standard, Super und Master waren damals bei den Bauern in aller Munde und standen für fortschrittliche Konstruktion. Die formschöne, mit mehreren Zierleisten geschmückte, weit nach vorne gezogene rot lackierte Motorverkleidung wirkte sehr elegant und modern. Auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs erreichten die rot lackierten Schlepper vom Bodensee 1959 und 1960 den zweiten Platz in der deutschen Zulassungsstatistik. Rund 120 000 Porsche-Diesel-Schlepper wurden in acht Jahren bis 1963 gebaut. Dann kam das Ende einer Ära, Porsche-Diesel stellt den Schlepperbau ein.
1954: Gründung der Porsche-Diesel-Motorenbau GmbH mit Unterstützung des Mannesmann-Konzerns.
1956: Werksgründung mit einem Stammkapital von 100.000 DM. Die Mannesmann AG stockt das Kapital auf beachtliche 2,5 Millionen DM auf. Geplant ist die Fertigung von 20.000 Traktoren jährlich. Der Typ “AP 18” verfügt über eine Teleskop-Einzelradfederung vorne. Zapfwelle und Kraftheber runden die Serie von 12 PS bis 44 PS ab. Die Porsche-Diesel-Motorenbau GmbH übernimmt die Schlepperproduktion der Allgaier Werke GmbH in Friedrichshafen am Bodensee.
1957: Vorstellung einer neuen Modell-Palette und Produktionsbeginn mit 4 Schleppern von 14-50 PS. Die geplante Stückzahl wurde zur Hälfte erreicht.
1958: Zusammenarbeit mit Deutz. Die geplante Jahresproduktion wird mit 17.000 Einheiten fast erreicht. Der Marktanteil steigt von 7% auf 12,1%.
1959: Umfangreiche Modellpalette von 20 PS bis 40 PS. Die Ausstattung ist umfangreich und zweckmäßig. Sie umfasste luftgekühlte Porsche-Diesel-Motoren, gut gelagerte Getriebe, mehrere Zapfwellen, Mähwerkantrieb und Kraftheber.
1960: neue Modellreihe mit 5 Schlepper von 14 – 35 PS.
1962: Übernahme der MAN-Traktorenfertigung und später Einstellung der Schlepper-Produktion und Verkauf an Renault.
1963: Montage des letzten Porsche-Traktors. Die Werkanlagen werden von Daimler-Benz übernommen, während Vertrieb und Einzelteilversorgung an Renault übergehen.
Porsche Junior (109G)
- Baujahr: 1961 – 63
- Motor: System Porsche / luftgekühlt
- Zylinder: 2
- Hubraum: 875 ccm
- Bohrung x Hub: 98 x 116 mm
- Leistung: 15 PS
- Drehzahl: 2250 U/min
- Antrieb: Hinterrad
- Getriebe: Porsche – 6V + 2R
- Zapfwelle: 540 U/min
- Leergewicht: 875 kg
- Länge x Breite x Höhe: 256 x 149 x 150 cm
- Reifen ab Werk: 4.00-16″ / 8.00-24″
- Geschwindigkeit: 20 km/h
- Bemerkung: 2.500 Stck.; 6170 DM
Höhe i. d. R. bis zum Lenkrad
Porsche Standard N218
- Baujahr: 1957 – 60
- Motor: System Porsche N218 / luftgekühlt
- Zylinder: 2
- Hubraum: 1644 ccm
- Bohrung x Hub: 98 x 116 mm
- Leistung: 25 PS
- Drehzahl: 2300 U/min
- Antrieb: Hinterrad
- Getriebe: Porsche – 6V + 1R, davon 1 Kriechgang
- Zapfwelle: 540 U/min
- Leergewicht: 1625 kg
- Länge x Breite x Höhe: 283,5 x 157 x 160 cm
- Reifen ab Werk: 5.50-16″ / 8.00-32″
- Geschwindigkeit: 20 km/h
- Bemerkung: 11.550 Stck.
Porsche Super N308
- Baujahr: 1957 – 60
- Motor: System Porsche / luftgekühlt
- Zylinder: 3
- Hubraum: 2467 ccm
- Bohrung x Hub: 98 x 116 mm
- Leistung: 38 PS
- Drehzahl: 2200 U/min
- Antrieb: Hinterrad
- Getriebe: Porsche – 5V + 1R
- Zapfwelle: 540 U/min
- Leergewicht: 1615 kg
- Länge x Breite x Höhe: 297 x 159,5 x 168,5 cm
- Reifen ab Werk: 5.50-16″ / 10.00-28″ (11.00-38″)
- Geschwindigkeit: 20 km/h (29,2 km/h)
- Bemerkung: –
Porsche Master N418
- Baujahr: 1960 – 61
- Motor: System Porsche / luftgekühlt
- Zylinder: 4
- Hubraum: 3289 ccm
- Bohrung x Hub: 98 x 116 mm
- Leistung: 50 PS
- Drehzahl: 2100 U/min
- Antrieb: Hinterrad
- Getriebe: ZF A-216 – 8V + 2R
- Zapfwelle: 580 U/min und 1135 U/min
- Leergewicht: 2100 kg
- Länge x Breite x Höhe: 338 x 186,5 x 200 cm
- Reifen ab Werk: 6.00-16″ / 13.00-30″ (11.00-36″)
- Geschwindigkeit: 19,4 km/h (20,9 km/h); mit Schnellgang 26,2 km/h
- Bemerkung: 800 Stck.