Modellbahn: Personenzüge

Das Reisen in Personenzügen war lange Zeit nicht immer sehr bequem, speziell wenn man auf den Pfennig achten musste. Personenwagen der 3. Klasse mit Holzbänken waren die einzige Möglichkeit, bezahlbar zu reisen oder zur Arbeitsstätte zu gelangen. Später wurde die 3te Klasse abgeschafft, die Holzbänke verblieben aber noch eine geraume Zeit in der jetzt 2ten Klasse. Später waren dann sowohl die Sitzplätze in Klasse 1 wie auch in Klasse 2 zumindest gepolstert, i.d.R. mit Kunstlederbezügen. Die heutigen Nahverkehrszüge bieten nicht mehr Komfort; man sitzt auf schmalen Sitzen, die eine steile, feste Rückenlehne haben und nur dünn gepolstert sind. Nach jeder Fahrt ist man froh, wieder aussteiegn und ein paar Schritte gehen zu können. So sehe ich die Komfort-Situation jedenfalls.
Damals, in den 1950er bis 1970er Jahren gab es geradezu unzählige unterschiedliche Personenwagentypen für den Nahverkehr. Zweiachser, Dreiachser und Vierachser waren im Einsatz, fast immer in der Farbe grün. Bis auf die Triebwagen (Diesel, Elektro, auch Akku) wurden alle Züge von Lokomotiven gezogen oder geschoben. Bahninteressierte Personen erfreuten sich an Dampf-, Diesel- und Elektrolokomotiven verschiedenster Baureihen. 1951 betrug der Anteil der Dampflokomotiven bei der DB ca. 95%; hinzu kamen ca. 1% Dieselloks und 4% E-Loks. 1960 hatte sich das Verhältnis zischen den Loktypen schon erheblich zu Ungunsten der Dampftraktionn geändert. Von den ca. 10.300 Lokomotiven und Triebwagen wurden nur noch etwa 75% von Dampf angetrieben. Die Elektrofraktion inkl. Akkutriebwagen erreichte gut 13%, den Rest teilten sich Dieselloks und Dieseltriebwagen. Im Jahre 1970 sah das Verhältnis wie folgt aus: Bei nur noch rund 7.400 Zugfahrzeugen lag Dampf bei ca. 23%, Diesel bei knapp 37% und Elektro bei etwa 40%. Das Ende der Dampflokomotiven war in der Bundesrepublik Deutschland in Sicht. Nicht so bei mir. Ich bespanne meine Züge vorwiegend mit Dampfloks und bilde damit ungefähr die 1950er und frühen 1960er Jahre ab. Wenn meine Züge hauptsächlich von Dampflokomotiven gezogen werden, liegt es an der Situation bei der Deutschen Bundesbahn in der Epoche III (1945 bis rund 1970) und an meiner Vorliebe für die imposanten, lauten, stampfenden schwarzen Lokomotiven und damit einhergehend an der dominierenden Zahl dieses Loktyps in meinen Vitrinen. Mir macht es auch gar nichts aus, eine BR103.1 in dieses Gemenge aufzunehmen und mitfahren zu lassen, wenngleich sie erst zwischen 1970 und 1974 in Dienst gestellt wurden. Sie passt also noch so gerade in die Epoche und ist eine zeitlos schöne Maschine mit gewaltiger Kraft. Aber die läuft ja unter der Rubrik Schnellzüge. Jetzt aber freut euch auf eine ganze Reihe schöner Personenzüge.

Personenzug 01: Dieser schwere Personenzug besteht aus 8 Wagen, darunter 7 dreiachsige Umbauwagen. Gezogen wird er von BR78 507, alternativ stehen BR212 105 und BR50 2362 für Lokwechsel zur Verfügung. Aufgrund eines überhöhten Gepäckangebots sind zwei Wagen mit Gepäckabteil und der vierachsige Gepäckwagen gekuppelt.
Die BR78 507 ist eine universell einsetzbare Maschine, die vorwärts und rückwärts 100km/h fahren kann.
Die BR212 105 kann auf den meisten Strecken die Dampflokomotiven vor Personen- und Eilzügen ersetzen. Sie leistet 1350PS und ist 100km/h schnell.
Eine 50er Dampflok ist immer dann von Vorteil, wenn die Streckenbedigungen schwierig sind: bergig oder hügelig und nass. Die BR50 2362 fährt noch mit den Wagner-Windleitblechen. Sie ist 80km/h schnell und kann mit ihren 1625PS und 75t Reibungsmasse den langen Zug schnell nach einem Halt beschleunigen.
Personenzug 02: Der aus 7 Personenwagen gebildete Zug wird zunächst von BR17 1152 gezogen, alternativ stehen E40 156 und BR52 1530 für Lokwechsel bereit. Hier rollt er in den Hbf. Brilon-Wald ein. Das Wagenmaterial mit den 2- und 3-achsigen Abteilwagen stammt aus der Vorkriegszeit.
Von der wunderschönen BR17.10 haben es nicht viele ins Bundesbahnteitalter geschafft. Ursprünglich wurden 237 in Dienst gestellt. Mit 1.420PS und 120km/h v(max) ist sie gut geeignet in diesem Segment. Gekuppelt ist sie hier mit dem Tender 7/31,5; d.h., 7t Kohle und 31,5m³ Wasser fasst er.
Die E40 156 ist eigentlich eine Güterzuglok. Dennoch wird sie auch vor Personenzügen hin und wieder eingesetzt. Sie ist 100km/h schnell und hat eine Leistung von 3.620kW.
Loks der BR50 oder 52 findet man immer wieder vor Personenzügen im Berg- und Hügelland. Diese BR52 1530 fährt mit einem Wannentender. Dieser fasst 8t Kohle und 30m³ Wasser. Die vorderen Fenster im Führerhaus sind verschlossen, eine ÜK-Lok.
Personenzug 03: Dieser kurze Personenzug besteht aus 5 kleinen zweiachsigen Wagen und wird von BR64 250, BR24 061 oder BR98 1016 gezogen.
Die BR64 250 ist eine typische Nebenbahnlokomotive für Personenzüge. 520 Stück wurden seinerzeit in Dienst gestellt. Mit 950PS und 90km/h fühlt sie sich allen Eventualitäten gewachsen. Ihr Einsatzspektrum ist das Flachland oder nur leicht hügeliges Land. Sie konnte 3t Kohle und 9m³ Wasser mitschleppen.
Diese BR24 061 ist mit einem großen Tender gekoppelt und damit im Flachland Norddeutschlands langstreckentauglich. Sie läuft max. 90km/h und schleppt bis zu 8t Kohle und 26m³ Wasser mit sich.
Die BR98 1016 war eher in Süddeutschland (Bayern) zu Hause. Die 45km/h schnelle, 450PS starke Lok hatte bis zu 2,7t Kohle und 6,3m³ Wasser an Bord.
Personenzug 04: Der aus 6 Wagen bestehende Personenzug wird standardmäßig von BR18 505 gezogen. Für Lokwechsel stehen BR38 2919 und E44 507 bereit. Mit einem Postwagen, einem Gepäckwagen und 4 Personenwagen (Donnerbüchsen) beschleunigt er aus dem Hbf. Brilon-Wald.
Die Schnellzugdampflok der BR18.5 wurde nach und nach in einen niederwertigen Dienst umverteilt. Die fortschreitende Elektrifizierung und neue Diesellokomotiven wie eine V200.0 drängten die schöne 4 Zylinder-Lok in den Eilzug- und Personenzugdienst. Die BR18 505 ist mit dem Tender 2'3T38 der BR45 gekoppelt und stand in Diensten der LVA Minden. Sie ist ca. 23,9m lang und leistet 1.830PS. Zugelassen ist diese Lok für 120km/h.
Diese P8, die 38 2919, hat folgende Eckdaten: kleine Wagner Windleitbleche, frühe Epoche III (2 Stirnlampen(, 18.592mm lang, 1180PS, v(max)=100km/h; 129,7t Gesamtmasse; 51,6t Reibungsmasse. Sie ist mit dem Tender 2'2'T21,5 (7t Kohle, 21,5m³ Wasser) gekoppelt und ein Mädchen für alles in der Epoche III. Indienststellung: 1906-23.
Die E44 507 ist eine 13.520mm lange, 2200kW starke und 80km/h schnelle E-Lok, die bereits 1933-35 in Dienst gestellt wurde.
Personenzug 05: Die Tenderlok BR75 001 zieht hier einen aus 6 Wagen bestehenden Zug mit 4achsigen Langenschwalbachern aus dem Bürener Bahnhof in Richtung Paderborn. Als Ersatz sind von der Lokleitung geplant: BR38 432 und BR41 255.
Die Tenderlok der Gattung BR75.0, hier die 75 001 (württ. T5), ist eine 1'C1' Lok mit diesen Eckdaten: Länge: 12.200mm; Anzahl: 96 Stck. zw. 1910 und 1920; Leistung: 880PS; v(max)=80km/h; Gesamtmasse: 74,1t; Reibungsmasse: 46,2t; 4t Kohle und 10m³ Wasser.
Die BR38 432 (38.4) ist mit dem Tender 2'2'T21,8 gekuppelt. Sie kann 8t Kohle und 21,8m³ Wasser an Bord nehmen. Die 19.439mm lange Maschine hat eine Gesamtmasse von 125,4t sowie eine Reibungsmasse von 47,1t. Mit ihren 1.200PS ist sie für 90km/h zugelassen. Seit 1921 wurden 71 Stck. in Dienst gestellt.
Eine 41er vor diesem Personenzug ist eine seltene Erscheinung. Die mächtige kohlengefeuerte Mehrzwecklok ist 23.905mm lang, hat eine Gesamtmasse von 176,9t; die Reibungsmasse liegt bei 74,5t. Mit ihren 1.900PS ist sie für 90km/h zugelassen.1940 wurden 62 Exemplare in Dienst gestellt. Ihr Tender ist der Standardtender der DB, ein 2'2'T34; d.h., 10t Kohle und 34m³ Wasser können gebunkert werden. Diese Lok ist eine Altbaulok mit 2 Stirnlampen aus der frühen Epoche III.
Personenzug 06: Eine P8, hier BR38 3812 mit Wannentender, schleppt den Personenzug mit 5 Wagen - 4 Zweiachsern und einem vierachsigen Gepäckwagen - nach Büren. Im Umlaufplan stehen die Lokomotiven BR56 362 und BR75 1116 als Ersatzloks zur Verfügung. Mit diesem 5 Wagen-Zug hat keine der Loks - auch nicht im leichten Bergland - Probleme.
Eine P8 war in der Nachkriegszeit in fast ganz Deutschland einschließlich der DDR anzutreffen. 3948 Maschinen dieser Loktype wurden zwischen 1906 und 1923 in Dienst gestellt. Mit Wannentender - größere Reichweite - waren meines Wissens nach nur 41 Maschinen gekuppelt. Diese 38 3812 fährt mit Witte Windleitblechen. Ihre gesamte Masse liegt bei ca. rund 140t. Die Reibungsmasse liegt bei 51,6t. Die 1180PS starke Maschine ist mit ihren 1750mm großen Treibrädern für 100km/h zugelassen.
Die 1'D h2 Lok der BR 56.2-8, hier als 56 362, ist 18.296mm lang, hat 1350mm hohe Reibräder, leistet 1260PS und ist für 70km/h zugelassen. Bei einer Gesamtmasse von 120,7t hat sie eine Reibungsmasse von 64,1t. Gekupplet ist sie hier mit dem 3T16,5 Tender; d.h., sie fasst 7t Kohle und 16,5m³ Wasser. 691 Stck. wurden 1934-41 in Dienst gestellt.
Bei dieser 75er handelt es sich um die BR75.4, ehemalige bad. VIc. Diese BR75 1116 ist eine 1'C1' h2t Tenderlok . Bei 12.700mm Länge bietet sie eine Gesamtmasse von 76,2t auf; die Reibungsmasse liegt bei 47,8t. Mit ihren 1.600mm großen Treibrädern und 790PS ist sie für 90km/h zugelassen. Zwischen 1914 und 1921 wurden 135 Stck. gebaut.
P07: Die BR78 128 zieht einen Personenzug bestehend aus vier Donnerbüchsen; einem ABi, einem Pwi und zwei Bi. Also zwei Wagen der 2. Klasse, ein Wagen mit 1./2. Klasse und ein Gepäckwagen mit Zugschlussbeleuchtung hängen am Haken. In Reserve steht bereits V160 026.
Die BR78 ist eine 2'C2' h2t Dampflok, die universell einsetzbar ist. Die 14.800mm lange Lok hat eine Gesamtmasse von 105,0t und eine Reibungsmasse von 51,1t. Die Achslast liegt bei 17,1t. Sie ist für 100km/h vor- und rückwärts zugelassen. 534 Stck. wurden zwischen 1912 und 1939 in Dienst gestellt. Der Tender fasst 4,5t Kohle und 12m³ Wasser. Die Treibräder haben 1650mm Durchmesser, die Laufräder 1000mm. Die 1140PS starke Maschine hieß vormals preuss. T18.
Mit V160 026 steht diesem Zug eine moderne Alternative zur BR78 zur Verfügung. 224 Stück V160 waren bei der Bundesbahn im Einsatz. Die Loks sind 16.000mm lang und haben eine Masse von 77t. v(max)=120km/h. Sie wurden von 1960 bis 1969 in Dienst gestellt. Sie kann 2.700l Diesel auffüllen. Ihre 1000mm großen Laufräder bilden eine 19,8t große Achslast auf die Schienen ab. Der Radsatz ist B'B'.