Berühmte Motorräder von 1950 bis 1970

Die 1950er Jahre

In den 1950er Jahren waren Motorräder noch kein Freizeitvergnügen wie es heute zumindest in den Industrieländern der Fall ist. Motorräder waren Transportmittel. Man sagte auch: das Motorrad ist das Auto des kleinen Mannes. Entsprechend wenig aufregend war die Motorradszene. An einer stetigen Weiterentwicklung bestand nur wenig Interesse, der Absatzmarkt war rückläufig. Die Menschen hatten letztlich das Ziel, irgendwann einmal ein Auto zu kaufen und zu fahren, und sei es noch so klein, insbesondere im sogenannten Wirtschaftswunderland Deutschland in der Nachkriegszeit. Das Auto bot in jedem Fall den besseren Wetterschutz und konnte eine Familie aufnehmen. Da ich selbst keine Erfahrung mit 1950er-Jahre-Motorrädern habe, sind die ausgesuchten Modelle aus Prospekten, meiner Internetrecherche und dem Studium von Büchern und Zeitschruften entsprungen: zwei typisch deutsche Modelle, die sehr weit verbreitet waren, ebenso eine typisch italienische Maschine, die auch die Polizia Italiana anschaffte, dazu das Nonplusultra aus England, das technisch allen anderen Motorrädern weit voraus war.
Die Motorräder jeder Dekade sind in aphabetischer Reihenfolge gelistet.

BMW R26
  • Baujahr: 1955 bis 1960
  • Motor: Einzylinder-Viertakt-Motor,  luftgekühlt
  • Hubraum: 247ccm
  • Leistung: 15PS bei 6.400rpm
  • Drehmoment:
  • Getriebe: 4-Gang; Kardan
  • Bereifung: 3.25-18
  • Bremsen: Halbnabenbremsen
  • Tank: 15 Liter
  • Verbrauch: 4,0-5,0 Liter
  • Radstand: 1390mm
  • Gewicht: 158kg
  • v(max): 128km/h
  • 0-100km/h:

Bemerkung: Von der BMW R26 wurden gut 30.000 Exemplare gebaut. Die grundsolide Maschine wurde auch bei der Bundeswehr, dem Roten Kreuz und der Polizei eingesetzt.

1950er BMW R26

BSA A7SS Shooting Star

  • Baujahr: 1954 bis 1962
  • Motor: Zweizylinder-Viertakt-Motor, luftgekühlt
  • Hubraum: 497ccm
  • Leistung: 30PS bei 5.800rpm
  • Drehmoment:
  • Getriebe: 4-Gang; Kette; Kickstarter
  • Bereifung: v3.25-19; h3.50-19
  • Bremsen: Trommelbremsen
  • Tank: 16 Liter
  • Verbrauch:
  • Radstand: 1391mm
  • Gewicht: 185kg
  • v(max): 140km/h
  • 0-100km/h:

Bemerkung: Die A7SS war die Sportvariante der A7 und nicht so stark nachgefragt. Auch in Großbritannien war das Motorrad in erster Linie Ersatz für das Auto, das man sich noch nicht leisten konnte. Dagegen war es in den USA eher so, dass (hubraum)starke Maschinen neben dem Auto angeschafft wurden. Die SS hatte einen schweren Stand auf dem Motorradmarkt in GB und den USA.

1950er BSA_A7SS_Shooting_Star_(1955)

Horex Regina 350

  • Baujahr: 1950 bis 1958
  • Motor: Einzylinder-Viertakt-Motor, luftgekühlt
  • Hubraum: 342ccm
  • Leistung: 18PS bei 5.000rpm
  • Drehmoment:
  • Getriebe: 4-Gang; Kette; Kickstarter
  • Bereifung: 3.50-19 vorn und hinten
  • Bremsen: Vollnabenbremsen
  • Tank: 18 Liter
  • Verbrauch: 3,5 – 5,0 Liter
  • Radstand: 1390mm
  • Gewicht: 160kg
  • v(max): 126km/h
  • 0-100km/h:

Bemerkung: meistgebaute 350er in den 1950er Jahren (ca. 80.000 Stck. von Regina 250, 350 und 400); wunderschöne Einzylinder-Maschine mit moderner Teleskop-Federgabel, Geradweg-Hinterradfederung, Vollnabenbremsen, verchromtem Tank und ebenfalls zwei verchromten Schalldämpfern. Die Leichtmetall-Vollnabenbremsen waren eine kleine Sensation damals.

1950er Horex Regina 350

NSU Max 250

  • Baujahr: 1954 bis 1963
  • Motor: Einzylinder-Viertakt-Motor, luftgekühlt
  • Hubraum: 247ccm
  • Leistung: 17PS bei 6.500rpm
  • Drehmoment: 20Nm bei 5.500rpm
  • Getriebe: 4-Gang; Kette; Kickstarter
  • Bereifung: 3.25-19 vorn und hinten
  • Bremsen: Vollnabenbremsen
  • Tank: 14 Liter
  • Verbrauch: 3,5 – 5,0 Liter
  • Radstand: 1311mm
  • Gewicht: 170kg
  • v(max): 126km/h
  • 0-100km/h: 39,0s

Bemerkung: Die NSU Max gehörte zu den populärsten Motorradmodellen der 1950er und 1960er Jahre. Insgesamt wurden fast 100.000 Stück gebaut; die Preise lagen bei ab 1950DM.

1950er NSU Max

Vincent Black Shadow

  • Baujahr: ab 1948
  • Motor: Zweizylinder-V-Viertaktmotor, luftgekühlt
  • Hubraum: 998ccm
  • Leistung: 55PS bei 5.500rpm
  • Drehmoment:
  • Getriebe: 4-Gang; Kette
  • Bereifung: v3,00-20; h3.50-19
  • Bremsen: Trommel vorn und hinten
  • Tank: 13 bis 19 Liter
  • Verbrauch:
  • Radstand: 1435mm
  • Gewicht: 208kg
  • v(max): 200km/h
  • 0-100km/h:

Bemerkung: Die Vincent Black Shadow (mehr noch die Sportversion Black Lightning) demonstriert die Leistungsfähigkeit der britischen Motorradingenieure nach dem Zweiten Weltkrieg. Leistungsstark, innovativ, technisch ausgeklügelt. Mittlerweile baute in San Diego, USA, von 2002 bis 2008 Barney Li mit Hilfe von Investoren moderne Vincents. Der tödliche Unfall des Firmengründers Li beendete nach 6 Jahren den neuen “Vincent-Traum”.

Die 1960er Jahre

Mitte der 1960er Jahre wandelte sich das Image von Motorrädern. Motorräder waren plötzlich wieder “in”. Aus den USA kam die Vorstellung des Motorrades als Freizeitvergnügen. Großen Anteil an der Wende kommt den japanischen Motorradherstellern zu, die auch im Motorrad-Rennsport immer mehr an Dominanz gewannen. Die Motorräder der Marken Honda, Kawasaki, Suzuki und Yamaha stellten technisch anspruchsvolle und qualitativ hochwertige Produkte dar und gewannen nicht nur in den USA, sondern überall auf der Welt immer größere Marktanteile. Die Hersteller aus Deutschland, England und Italien wurden von den Japanern überholt. Diese kopierten zum Teil die europäischen Maschinen, machten sie aber besser und zuverlässiger. Der Siegeszug der japanischen Hersteller war nicht mehr aufzuhalten. Der setzte sich dann auch im Motorrad-Grand Prix-Sport fort.
Ich habe mir drei Motorradmodelle der 1960er ausgesucht, die ich zu den interessantesten und besten zähle, die den Stand der europäischen und japanischen Technik darstellen und die letztlich heute sehr stark nachgefragte Oldtimer sind, weil sie etwas besonderes im Motorradbau der 1960er Jahre darstellen. Die beide Japaner sind dazu schöne, gelungene Maschinen. Aber Schönheit ist Geschmacksache…

BMW R50/2

  • Baujahr: 1960 bis 1969
  • Motor: Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor, luftgekühlt
  • Hubraum: 494ccm
  • Leistung: 26PS bei 4.800rpm
  • Drehmoment:
  • Getriebe: 4-Gang; Kardan
  • Bereifung: v3.50-18; h3.50-18
  • Bremsen: Trommel vorn und himten
  • Tank: 17 Liter
  • Verbrauch: 4,0 bis 5,5 Liter
  • Radstand: 1415mm
  • Gewicht: 198kg (trocken)
  • v(max): 145km/h
  • 0-100km/h:

Bemerkung: Rund 19.000 Stück wurden prodziert; Kosten: 3.130DM in 1967.

1960er_BMW R50-2

BMW R60/2

  • Baujahr: 1960 bis 1969
  • Motor: Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor, luftgekühlt
  • Hubraum: 595ccm
  • Leistung: 30PS
  • Drehmoment:
  • Getriebe: 4-Gang; Kardan
  • Bereifung: v3.50-18; h3.50-18
  • Bremsen: Trommel vorn und himten
  • Tank: 17 Liter
  • Verbrauch: 4,0 bis 5,5 Liter
  • Radstand: 1415mm
  • Gewicht: 198kg (trocken)
  • v(max): 150km/h (mit Beiwagen 110km/h)
  • 0-100km/h:

Bemerkung: Die etwas stärkere Ausführung, auch gut geeignet für den Beiwagenbetrieb.

1960er_BMW R60-2

BMW R69S

  • Baujahr: 1960 bis 1969
  • Motor: Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor, luftgekühlt
  • Hubraum: 595ccm
  • Leistung: 42PS bei 7.000rpm
  • Drehmoment:
  • Getriebe: 4-Gang; Kardan
  • Bereifung: v3.50-18; h3.50/4.00-18
  • Bremsen: Trommel vorn und himten
  • Tank: 17 Liter
  • Verbrauch: 4,5 bis 6,0 Liter
  • Radstand: 1415mm
  • Gewicht: 198kg (trocken)
  • v(max): 175km/h
  • 0-100km/h: 7,5s

Bemerkung: Die R69S war mit 175km/h in den 1960er Jahren bis 1969 das schnellste deutsche Serienmotorrad. Rund 11.300 Maschinen wurden in den 10 Jahren gebaut. 1967 kostete eine R69S 4.030DM.

1960er_BMW R69S

BMW R75/5

  • Baujahr: 1969 bis 1973
  • Motor: Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor, luftgekühlt
  • Hubraum: 745ccm
  • Leistung: 50PS bei 6.200rpm
  • Drehmoment: 60Nm bei 5.000rpm
  • Getriebe: 4-Gang; Kardan
  • Bereifung: v3.25-19; h4.00-18
  • Bremsen: Trommel vorn und himten
  • Tank: 18 oder 24 Liter
  • Verbrauch: 4,0 bis 6,0 Liter
  • Radstand: 1385mm
  • Gewicht: 210kg (216kg)
  • v(max): 175km/h
  • 0-100km/h: 6,4s

Bemerkung: Die R75/5 ist das Topmodell der /5-Reihe. Mit 175km/h war die BMW eine der schnellsten Serienmaschinen zum Ende der 1960er Jahre, jedoch keine Konkurrenz zu Hondas CB750.

1960er_BMW R75-5

Honda CB750 Four

  • Baujahr: 1969 bis 1978
  • Motor: Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, luftgekühlt
  • Hubraum: 736ccm
  • Leistung: 67PS bei 8.000rpm
  • Drehmoment: 60Nm bei 7.000rpm
  • Getriebe: 5-Gang; Kette; Kick- und E-Starter
  • Bereifung: v3.25-19; h4.00-18
  • Bremsen: 1 Scheibe vorn; Trommel hinten
  • Tank: 17 Liter
  • Verbrauch: 5,0 bis 8,0 Liter
  • Radstand: 1455mm
  • Gewicht: 235kg
  • v(max): 200km/h
  • 0-100km/h: 4,6s

Bemerkung: Das erste Großserienmotorrad mit Vierzylinder-Reihenmotor wurde zum Verkaufsschlager: über 550.000 Stück wurden produziert. Erst die 82PS starke Kawasaki 900 Z1 schwächte die Verkaufszahlen ab 1972 ab.

1960er_Honda CB750Four

Kawasaki 500 H1 (Mach III)

  • Baujahr: 1969 bis 1976
  • Motor: Dreizylinder-Zweitakt-Reihenmotor, luftgekühlt
  • Hubraum: 498ccm
  • Leistung: 60PS bei 7.500rpm
  • Drehmoment: 57Nm bei 7.000rpm
  • Getriebe: 5-Gang; Kette; Kickstarter
  • Bereifung: v3.25-19; h4.00-18
  • Bremsen: Trommel vorn; Trommel hinten
  • Tank: 15 Liter
  • Verbrauch: 8,0 bis 13,0 Liter
  • Radstand: 1400mm
  • Gewicht: 190kg
  • v(max): 200km/h
  • 0-100km/h: 4,2s

Bemerkung: Eine Kawasaki H1 (Mach III) war 1969 die Sensation auf dem Motorradmarkt und damals die schnellste Serienmaschine. Das Fahrwerk und die Bremsen waren der Leistung der Maschine nicht gewachsen. Manch einem wurde das zum Verhängnis. Die H1 machte die Marke Kawasaki zum Synonym für Leistung. „Eine gewisse Brutalität und faszinierende Ungezähmheit“ nutzten auch die Werbestrategen von Kawa gern aus.

1960er_Kawa 500H1

Moto Guzzi V7

  • Baujahr: 1967 bis 1976
  • Motor: Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, luftgekühlt
  • Hubraum: 704ccm
  • Leistung: 40PS bei 6.000rpm
  • Drehmoment:
  • Getriebe: 4-Gang; Kardan; Kickstarter
  • Bereifung: v4.00-18; h4.00-18
  • Bremsen: Trommel Duplex vorn; Trommel hinten
  • Tank:  20 Liter
  • Verbrauch: 6,0 – 9,0 Liter
  • Radstand: 1445mm
  • Gewicht: 228kg trocken
  • v(max): 170km/h
  • 0-100km/h:

Bemerkung: Die V7 war eine robuste und zuverlässige Maschine, auf die sich auch die italienische Polizei verlassen konnte.

1960er Moto Guzzi V7

NSU Supermax

  • Baujahr: 1956 bis 1963
  • Motor: Einzylinder-Viertakt-Motor, luftgekühlt
  • Hubraum: 494ccm
  • Leistung: 18PS bei 7.000rpm
  • Drehmoment: 21Nm/5.500rpm
  • Getriebe: 4-Gang; Kette; Kickstarter
  • Bereifung: v3.25-19; h3.25-19
  • Bremsen: Trommel vorn und himten
  • Tank: 14 Liter
  • Verbrauch: 3,5 bis 5,0 Liter
  • Radstand: 1320mm
  • Gewicht: 174kg
  • v(max): 126km/h
  • 0-100km/h: 38,0s
  • Brmesweg aus 100km/h: 64,5m

Bemerkung: Motorrad mit einem hervorragendem Fahrwerk. Preis 1961: 2.176DM (Grundpreis).

1960er NSU Supermax